Ein Projekt der Gesundheitsregion Emsland
Ziele des Projekts
Dialoggruppe
Ausgangslage
Der Anteil der über 65-jährigen steigt in Deutschland innerhalb von 20 Jahren von 15,9 % auf 21,2 %, das sind ca. 17,5 Mio. Menschen. Diese Personengruppe der heute über 65-Jährigen ist jedoch wesentlich mobiler als noch vor 20 Jahren. Der Landkreis Emsland erstreckt sich über 2.880 km². Er ist damit flächenmäßig der größte Landkreis Niedersachsens und zählt zu den größten in der Bundesrepublik Deutschland. Der ÖPNV setzt seinen Schwerpunkt auf die Schülerbeförderung und ist somit nur eingeschränkt nutzbar. Für „Alltagsdinge“, wie den Einkauf, Fahrten zum Arzt oder der Besuch einer Kulturveranstaltung ist das Auto somit unentbehrlich. Somit ist der Erhalt der Mobilität mit dem eigenen Auto so lange wie möglich notwendig. Studien zeigen, dass gerade die schwachen Fahrer*innen mehr von dem Training profitierten als die bereits starken Fahrer*innen. Vgl. Studie von Fofanova et al. (2011); Masterarbeit von Janina Burlage „Fit im Auto“ 2019, Universität Vechta, Studiengang Master Gerontologie
Vorgehen im Projekt
Die Werbung mit Terminen erfolgt in der Presse und digital für das Projekt sowie auf der Homepage des Landkreises Emsland. Anmeldungen sind direkt bei den regionalen Verkehrswachten erforderlich. Das Training für sicheres Autofahren ermöglicht den Senior*innen unter dem Motto:
„Ganz unter Gleichgesinnten, ganz ohne Stress und Druck und garantiert ohne Angst, den Führerschein abgeben zu müssen!“
ein Training, um ihre eigene Fahrtauglichkeit und Fahrsicherheit zu überprüfen. In Gruppen mit je 12 Teilnehmer*innen wird unter anderem das richtige Bremsen bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten, das Einparken und Rangieren trainiert oder auch die Reaktionsfähigkeit bei einer Slalomfahrt getestet. Danach fahren die Teilnehmer*innen mit zwei weiteren Teilnehmer*innen und einem*einer Fahrlehrer*in und erfahren so, wo sie „sicher“ sind, aber auch was sie noch besser üben sollten oder auf was sie genauer achten müssen. Selbstverständlich lernen die Teilnehmer*innen zudem Wissenswertes zu technischen Neuerungen im Auto sowie die Änderungen in der Straßenverkehrsordnung durch die teilnehmende Polizei kennen und erhalten wertvolle Tipps für schwierige Verkehrssituationen. Dauer jeder Veranstaltung: ca. 4,5 Stunden.
Auswirkungen
Aufgrund der erhobenen Daten in der Masterarbeit von Janina Burlage (2019) und des dargelegten Forschungsstandes (zu Unfallstatistik, Fahrleistung etc.) wird festgestellt, dass sich Programme wie „Fit im Auto“ lohnen, um die Mobilität so lange wie möglich zu erhalten, wo ein umfangreicher ÖPNV nicht vorhanden ist. Seit 2017 haben im Emsland ca. 400 Senior*innen am Programm teilgenommen. Programme wie „Fit im Auto“ sind deshalb eine sinnvolle Lösung z. B. im Vergleich mit Situation in anderen Ländern, in denen Senior*innen einen Test ablegen müssen, um weiter Autofahren zu dürfen. Denn auch verpflichtende Überprüfungen, mit oder ohne medizinische Untersuchung, garantieren keine Sicherheit dafür, dass Senior*innen beispielsweise keine Unfälle mehr verursachen. Denn auch in Ländern mit Verpflichtung zum Fahrtest ab bspw. 70 Jahren weisen teilweise sogar sehr hohe Unfallzahlen auf (vgl. Mitchell 2008). Zudem sollen vermehrt Senior*innen angesprochen werden, die Schwierigkeiten beim Autofahren haben, denn gerade diese Gruppe profitiert am Meisten von solchen freiwilligen Programmen. Und Werbung für das Programm „Fit im Auto“ sollte entwicklungs- und nicht defizitorientiert formuliert werden. So können auch Personen erreicht werden, die sich sonst aufgrund ihrer Probleme nicht anmelden würden, da sie Angst haben, schlecht abzuschneiden.
Laufzeit
Startdatum: 2017
Verstetigt seit: 2017 (2020 und 2021 nicht stattgefunden wegen der Corona Pandemie)
Finanzierungsvolumen
7.800 € jährlich
Träger
Regionale Verkehrswachten Lingen (Ems), Meppen und Papenburg
Weitere beteiligte Akteure
Kerstin Knoll
Landkreis Emsland
Ordeniederung 1
49716 Meppen
Tel.: 05931 441267
E-Mail: seniorenstuetzpunkt@emsland.de
Die Angaben zu den Projekten entstammen Mitteilungen aus den beiteiligten Gesundheitsregionen
Datum der letzten Bearbeitung: 10.01.2023