Ein Projekt der Gesundheitsregionen Emsland und Grafschaft Bentheim
Ziele des Projekts
Dialoggruppe
Ausgangslage
Die Projektidee ist durch häufige Anfragen emsländischer Schulen an die [U25] Online-Mailberatung entstanden.
Rund 10.000 Menschen suizidieren sich jährlich in Deutschland. Im Vergleich dazu liegt die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland pro Jahr bei 3.600. Die Zahl der Suizide von Unter-25-Jährigen liegt bei 2 Suiziden pro Tag in Deutschland und ist in dieser Altersgruppe die zweithäufigste Todesursache (Statistisches Bundesamt 2019). Suizidversuche von Unter-25-Jährigen werden von Expert*innen auf bis zu 40 Versuche pro Tag geschätzt (Quelle: Jahresbericht 2012 des Arbeitskreis Leben Freiburg e. V.). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass die Suizidrate durch gezielte Präventionsarbeit stark minimiert werden kann (Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 2016). Auch für die Hinterbliebenen (Familie, Freunde) ist der Suizid einer nahestehenden Person eine große Belastung. Dennoch ist das Thema Suizid nach wie vor ein Tabuthema, über das kaum gesprochen wird, obwohl das „Darüber sprechen“ Suizide nachweislich verhindern kann (Rotthaus 2017).
(Suizidale) Krisen sind für die*den Einzelne*n ohne Unterstützung und professionelle Hilfe schwer zu bewältigen. Damit dies möglich ist, ist es wichtig, dass sowohl die Betroffenen als auch die ihnen nahestehenden Personen sprech- und handlungsfähig werden.
Vorgehen im Projekt
In enger Zusammenarbeit werden die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim sowie die jeweiligen Caritasverbände das Präventionsangebot umsetzen.
Zunächst werden junge Teamer*innen (18-25 Jahre) ausgebildet, um nach dem Peer-Prinzip die Workshops für Schüler*innen durchführen zu können. Diese Workshops sind der zentrale Aspekt des Projektes. Es werden zwischen 90-minütigen und sechsstündigen Workshops durchgeführt. Das Ziel ist niedrigschwellig und auf Augenhöhe mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und so die Themen Krise, psychische Erkrankungen und Suizidalität zu enttabuisieren. Darüber hinaus werden Informationsveranstaltungen für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und weiterem Schulpersonal sowie für Eltern angeboten, damit auch sie sprech- und handlungsfähig werden. Es wird auch Raum gegeben, um „eigene Fälle“ einzubringen und Fragen im konkreten Handeln zu besprechen. Aufgrund der Pandemie werden diese flexibel als online- und offline Variante durchgeführt. Darüber hinaus wird über Social Media Plattformen (z. B. Instagram) und durch verschiedenes Material für die Öffentlichkeitsarbeit (Broschüren, Flyer, Postkarten) Aufklärungsarbeit geleistet.
Skizze des Projektverlaufs:
1.- 4. Monat: Vorbereitung der Ausbildungsunterlagen zu „[Ausweg] Los!“, Akquise und Ausbildung des ersten Schulungsteams, Vorbereitung der Workshop- und Schulungsunterlagen für die Schulen, Erstellen von Begleitmaterial zur Aufklärung. Akquise und Erstgespräch mit Schulen, Erstellung des Fragebogens für die Evaluation.
5.- 8. Monat: Vorbereitung der Workshops und Schulungsveranstaltungen mit dem Schulungsteam, erste Workshops und Schulungen an den Schulen, Erprobung, Evaluation und Anpassung des Konzepts, Abschlussgespräche mit den Schulen, Anpassung der Akquise von weiteren Schulen.
9.-17. Monat: Durchführung des Präventionsprojektes an den Schulen, ggf. Ausbildung eines zweiten Schulungsteams.
18. Monat: Erstellen der Begleitmaterialien für pädagogische Fachkräfte.
Parallel zu dem aufgeführten Projektverlauf wird zur Ergebnissicherung das gesamte Präventionsangebot dokumentiert, evaluiert und ausgewertet. Zusätzlich wird Begleitmaterial zum Projekt erstellt.
Es wird eine Arbeitsgruppe gegründet, welche die geleistete Arbeit reflektiert und das Projekt bei der Weiterentwicklung unterstützt. Am Ende des Förderzeitraums soll das Angebot so weit ausgearbeitet sein, dass es in den Gesundheitsregionen weitergeführt und ggf. in anderen Regionen umgesetzt werden kann.
Auswirkungen
Bei Durchführung des Projektes wird es in den weiterbildenden Schulen zu einer verbesserten Gesundheitsförderung hinsichtlich Sensibilisierung, Erkennung und Bewältigung von psychischen Krisensituationen und Suizidalität kommen. Die Teilnehmenden setzen sich mit ihrer eigenen Haltung zu den Projektthemen auseinander und die Handlungssicherheit im Umgang mit Menschen in Krisensituationen und bei Suizidgefahr wird gestärkt. Die Bedeutung der seelischen Gesundheit für die*den Einzelne*n und die Gesellschaft wird hervorgehoben. Psychische Krisen und Erkrankungen werden enttabuisiert und Vorurteile abgebaut. Es wird zu einem verbesserten Hilfesuchverhalten von jungen Menschen in Krisensituationen und bei Suizidgefahr kommen. Auswege aus Lebenskrisen mit Suizidgefahr werden aufgezeigt. Ziel ist es, Suizide bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verhindern. Die Bekanntheit von bestehenden Beratungs- und Hilfsangeboten und die Intensivierung von Netzwerkarbeit der beteiligten Institutionen werden nachhaltig optimiert. Das Netzwerk zum Emsländischen Bündnis gegen Depression wird ausgebaut. Auf die Fachkompetenz der jungen Fachberater*innen aus dem [U25]-Projekt im Umgang mit jungen Menschen wird zurückgegriffen und ein leichterer Zugang zu den Schüler*innen erwartet. Das ehrenamtliche Engagement und die Sozialcourage junger Menschen im Landkreis Emsland und Grafschaft Bentheim werden gefördert.
Durch Gespräche mit einigen Kooperationspartnern (Schulen, Hilfsangebote etc.) wird der Wunsch nach einem Netzwerk Suizid- und Krisenprävention in der Region deutlich. Dieses Netzwerk soll durch [AUSWEG]LOS! aufgebaut werden, damit sich die Fachkräfte austauschen, Wissen teilen und Fragen klären können.
In den Workshops für das Schulpersonal wird auch der Wunsch nach mehr Struktur und Sicherheit in Schulen sowie Handlungsanweisungen im Akutfall deutlich. Es wird das Angebot bereitet, dies in Zusammenarbeit mit dem Projekt [AUSWEG]LOS! zu bearbeiten, was in einigen Fällen auch angenommen wird.
Viele Schüler*innen bedanken sich in den Feedbackbögen, dass sie offen über das Thema sprechen können, da viele vorher keinen Raum dafür kennengelernt haben. Im Workshop werden mit ihnen Möglichkeiten besprochen, wie sie sich selbst und anderen helfen können sowie verschiedene Hilfsangebote und professionelle Unterstützungsmöglichkeiten. Durch die Öffnung des Gesprächsraumes innerhalb des Workshops ist es möglich, dass sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch an anderer Stelle offen über diese Themen austauschen und sich Hilfe suchen können. Damit die Schwelle sich an ein Hilfsangebot zu wenden für Jugendliche gesenkt wird, soll im Rahmen von [AUSWEG]LOS! ein online Krisendienst für junge Menschen entstehen. Dieser soll als Clearingstelle dienen und die jungen Menschen an geeignete Hilfsangebote in der Region vermitteln.
Laufzeit
Startdatum: 01.07.2020
Enddatum: 31.05.2022
Verstetigt seit: 01.06.2022
Finanzierungsvolumen
89.196,76 €
Träger
Weitere beteiligte Akteure
Landkreis Emsland:
Landkreis Grafschaft Bentheim
Christina Jaspers
Caritas Landkreis Emsland
Kuhstraße 42
49716 Meppen
Tel.: 0591 80062307
E-Mail: cjaspers@caritas-os.de
Dr. Annegret Hölscher
Landkreis Grafschaft Bentheim
Am Bölt 27
48527 Nordhorn
Tel.: 05921 961867
E-Mail: annegret.hoelscher@grafschaft.de
Hermann Quaing
Caritas Nordhorn
Nino-Allee 4
48529 Nordhorn
Tel.: 05921 811110
E-Mail: hjquaing@caritas-os.de
Weitere Inhalte
Presseartikel: „[AUSWEG] LOS! – neues Projekt der Caritas“ (caritas-os.de)
Presseartikel: „Nicht verstecken, sondern Hilfe annehmen“ (caritas-os.de)
Presseartikel: „Peerberater der Caritas starten mit dem Workshop [AUSWEG] LOS!“ (caritas-os.de)
Presseartikel: Online-Schnupperkurs zum Thema Suizidprävention an Schulen (caritas-os.de)
Presseartikel: „“Ausweg-Los“: Projekt hilft jungen Menschen in Lebenskrisen“ (noz.de)
Presseartikel: „Babylotsen-Projekt wird in der Grafschaft fortgeführt“ (gn-online.de)
Presseartikel: „Gesundheitsregion fördert „Grafschafter Babylotsen““ (gn-online.de)
Presseartikel: „Kommentar: Babylotsin knüpft für Eltern Netzwerk an Hilfen“ (gn-online.de)
Presseartikel: „“Bunter Kreis“ knüpft für Familien ein Hilfe-Netz“ (gn-online.de)
Die Angaben zu den Projekten entstammen Mitteilungen aus den beiteiligten Gesundheitsregionen
Datum der letzten Bearbeitung: 10.01.2023